Judo für die ganz Kleinen. Hierbei unterstützen wir das vom DJB vorgestellte Konzept "Judo spielend lernen".

judo spielend lernen small

Dass Bewegung, Spiel und Sport positiv die Persönlichkeitsentwicklung und Lernfähigkeit bei Kindern unterstützen, haben bildungspolitische Untersuchungen über den Zusammenhang von Sport und Entwicklung gezeigt. Für die Aneignung von neuem Wissen werden motorische Fertigkeiten
ebenso benötigt wie für die Entwicklung von Denk- und Wahrnehmungsleistungen.

Mit dem Programm „Judo spielend lernen“ hat der Deutsche Judo-Bund auf die aktuellen Entwicklungen reagiert und ein praxisorientiertes Konzept für den Judo-Unterricht mit 5- bis 7-jährigen Kindern vorgestellt. Das von Sportwissenschaftlern und Kindertrainern erstellte Konzept wurde unter motorischen und pädagogischen Gesichtspunkten entworfen und stellt die Entwicklung der Kinder in den Mittelpunkt. In regelgeleiteter Form lernen die Kinder, sich mit dem eigenen Körper und mit dem des Partners auseinander zu setzen. Im spielerischen Kämpfen, auch als Rangeln und Raufen zu
verstehen, können die Kinder zudem soziale Umgangsformen und Wertehaltungen entwickeln.

Illustration zum Thema Judo Training von einem unserer Kleinsten: Leyla, 7 Jahre.


 

Welche Vorteile bietet Judo bereits im Kindesalter? Dazu vielleicht folgendes:

Faires Kämpfen lernen - (k)eine Selbstverständlichkeit
Kämpfen ist die Auseinandersetzung mit anderen auf einer nonverbalen Ebene. Die körperliche Auseinandersetzung mit anderen ist keine Selbstverständlichkeit, insbesondere wenn es um die Weiterführung einer Auseinandersetzung geht, die verbal begonnen hat. So verstanden ist Kämpfen die Eskalation von Gewalt.

Solche “Handgreiflichkeiten” sind in unserer Zivilisation verpönt. Dennoch sind diese Erfahrungen im Kindesalter zumindest ein wesentlicher Entwicklungsschritt hin zu einer verantwortungsbewussten sozial-denkenden Persönlichkeit.
Unter Kindern ist Kämpfen oftmals die einzige – archaische – Möglichkeit, Konfrontationen zu beenden. Kinder besitzen noch keine differenzierten Antwortmöglichkeiten auf Konflikte und suchen im Kämpfen Antworten auf Fragen wie z.B. “Wieviel Gewalt halte ich aus, wieviel Gewalt ist für mich annehmbar?”, “Wieviel Gewalt ist gesellschaftlich akzeptiert?”, Welche Strategien gibt es, sich gewalttätigen Handelns zu erwehren?”

Warum faires Kämpfen lernen ?

  1. Kampfsport/-kunst ist Ausdruck der Kultur einer Gesellschaft. Kämpfen ist gesellschaftlich akzeptiert solange es nach fairen Regeln geschieht. Man akzeptiert körperlichen Gewalt als Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeit, verweist sie aber in einen entsprechenden “ungefährlichen” Rahmen.
  2. Faires Kämpfen ist ein Beitrag zur Gewaltprävention. Wird da nicht der Bock zum Gärtner gemacht? Nein! – Denn Aggression ist neutral gesehen die Fähigkeit des Menschen, etwas anzugehen, also zunächst etwas Positives. Erst die destruktive Aggression gegenüber anderen, gegenüber Sachen oder gegenüber sich selbst ist Gewalt. Faires Kämpfen erlaubt das Ausleben von Emotionen, fordert aber zugleich Selbstbeherrschung. Durch Faires Kämpfen wird außerdem die eigene Frustrationstoleranz gesteigert, so dass oftmals ein destruktives Verhalten als Reaktion auf die Mitwelt nicht mehr notwendig wird.
  3. Soziale Beziehungsmuster tendieren mit Beginn der Schulzeit dazu, physischen Kontakt zu unterbinden. Im Fairen Kämpfen findet dieser Körperkontakt statt. Damit ist die Chance verbunden, ein besseres Körperbewusstsein und ein besseres Körper-Wert-Bewusstsein zu entwickeln.
  4. Kämpfen fördert durch das direkte Betroffensein (z.B. wenn ich dem anderen weh tue), das Erfahren der eigenen Verletzlichkeit .Judo oder Ringen lässt sich gut für den eigenen Erfahrungshorizont nutzen, Distanzkampfsportarten weniger.
  5. Das Einhalten von Regeln leuchtet beim Kämpfen sofort ein, ohne dass es einer weiteren Erklärung bedarf. Regeln dienen dem Schutz, sind aber auch zugleich erweiterbar, veränderbar, interpretierbar, solange es fair zugeht und beide Partner diesem Prozess zustimmen können - Kämpfen fördert somit das Regelverständnis. Kämpfen kann demnach gelingen, ohne destruktiv aggressiv zu sein! Dann macht Kämpfen Spaß, weil ein beiderseitiges Vertrauen wächst.
  6. Der eigentliche Kern von Judo ist auch das Kämpfen. Damit ist nicht das Kämpfen nach sportlichen Regeln bei offiziellen Meisterschaften gemeint. Kämpfen kann und darf (und sollte am Anfang) “privat” bleiben. Kämpfen sollte zuhause, im Schutzraum der Familie zum Spaß stattfinden. Heutzutage findet dieses kaum in einer Familie mehr statt. Kindern fehlt damit eine wertvolle Erfahrung in der Auseinandersetzung mit Erwachsenen (Wie stark bin ich schon? Aber auch: Vater/Mutter geben Schutz, weil sie stark sind.)

Faires spielerisches Kämpfen ist zunächst unabhängig von den Techniken einer speziellen Kampfsportart, ob sie nun Judo oder Ringen heißt. Faires spielerisches Kämpfen bedarf keiner speziellen Voraussetzung.
Kompletter Artikel in Judo-Praxis.de